Lebensfreuden

Wenn der Hausbär zur Naschkatze wird!

Samstag 11 August 2018 - 05:25:32
naschkatze.jpg Der 60ste Geburtstag unseres Freundes Johannes näherte sich, und dieser sollte groß gefeiert werden.

Daher stand das Telefon die ganze Woche nicht still. Es musste schließlich geklärt werden, was wir, seine Freunde, zum Fest mitbringen würden.
Wir hatten alle ausgemacht, dass wir für das leibliche Wohl sorgen würden, und jetzt ging es darum, wer welche Leckerei mitbringt!
„ Erdbeer-Clafoutis“, murmelte ich vor mich hin und blätterte im angelegten Back- und Kochbuch nach einem Rezept!
„Was suchst Du, mein Spätzchen?“, fragte mich mein Hausbär und war dabei, sich eine Erdbeere zu stibitzen!
„Nach dem Clafoutis-Rezept.“ Ich gab ihm einen Klaps auf seine Pfoten.
„Aua, ich wollte doch nur probieren, ob sie schön reif sind!“
„Du darfst probieren, wenn er fertig ist, vorausgesetzt ich finde heute noch das Rezept!“
„Ist das unser Beitrag für das Geburtstagsfest?“, fragte das Hausbärchen.
„Ja!“, antwortete ich. „Und ich dachte mir, ich probiere das Rezept erst einmal aus“, fügte ich hinzu.
„Klingt gut“, sagte das Bärchen und schielte auf die Erdbeeren, die ich beiläufig beiseite in Sicherheit schob.
„Ich bin draußen“, brummte er und verschwand!
„Ha, da ist es ja - gefunden!“ triumphierte ich vor mich hin. Jetzt konnte es losgehen.

Erdbeer Clafoutis1

Ein Clafoutis ist keine schwierige Sache, viel schwierigerist es, den Hausbären daran zu hindern, von den Zutaten zu naschen, wenn dieser hin und wieder mal dieKüche betritt!
Ich glaube, ich habe ihm noch mindestens fünf- bis sechsmal einen Klaps auf die Pfoten geben müssen, bis ich den Clafoutis im Backofen hatte.
Einmal kam er in die Küche, um sich ein Glas Saft zu holen, und schlenderte erneut verdächtig nahe an den Erdbeeren vorbei - Klaps auf die Pfote. Ein anderes Mal wiederum versuchte er seine Finger in der Rührschüssel mit dem Teig zu versenken - Klaps auf die Pfoten.

„Aua, ich wollte doch nur testen, ob der Teig gelungen ist“, brummte es wieder.
„Glaub mir, mein Lieber, der ist gelungen.“

Grummelnd verschwand er wieder für einige Minuten, um dann mit einem „Ich habe Hunger und nehme mir einen Apfel“ die Küche erneut zu betreten. Doch zu seiner Enttäuschung musste er feststellen: der Clafoutis war schon im Ofen verschwunden, die Rührschüssel schon gespült sowie die Küche aufgeräumt!
Zwanzig Minuten hatte ich jetzt Zeit, auf der Terrasse den Tisch schön zu decken, wo ich nachher mit meinem geliebten Hausbären den Clafoutis genießen wollte. Für den Augenblick hatte er sich zu seinem Mittagsschlaf zurückgezogen.

Naschkatze3

Nach zwanzig Minuten stellte ich den fertigen Erdbeer-Clafoutis, den ich auf zwei kleine Schälchen verteilt hatte, bevor er in den Ofen kam, auf den Tisch. Ich hatte nicht bemerkt, dass auch der Hausbär bereits die Terrasse wieder betreten hatte, er musste sich leise an mir vorbei geschlichen haben! Der Duft des Gebackenen hatte ihn wohl geweckt.
Ich ging in die Küche, um frischen Kaffee aufzubrühen. Als ich die Terrasse mit zwei vollen Kaffeetassen betrat, blickte ich auf eine volle und eine leere Schale und in ein mit vollen Backen kauendes Bärengesicht. Er schluckte kurz und meinte dann: „Ah gut, Kaffee, der kommt genau richtig!“

Naschkatze1

„Schmeckt es denn?“, fragte ich ihn.
„Mhhh, ganz köstlich, mein Spätzchen, ganz köstlich!“

Naschkatze2


Eine Woche später war der Geburtstag bei Johannes und wir begrüßten uns alle sehr herzlich, da wir uns schon eine gewisse Zeitlang nicht gesehen hatten. Die Köstlichkeiten stellten wir auf einen Tisch draußen im Garten, es wurde freudig miteinander geplaudert.
Alle waren so hin und her gerissen vom Wiedersehen, dass mir gar nicht gleich auffiel, dass einer fehlte!
„Hat irgendjemand mein geliebtes Wesen von Mann gesehen?“, fragte ich in die Runde.
„Ich glaube, der ist in den Garten gegangen“, bekam ich zur Antwort.

Naschkatze

Ich ging in den Garten, und jetzt ratet mal, wer da um die angerichtete Tafel schlich, wie ein Bär um den Honigtopf, die Augen wie gebannt auf die vielen Köstlichkeiten gerichtet.
„Da bist Du ja, meine kleine Naschkatze!“, rief ich und schaute in ein verlegenes Bärengesicht. „Ich wollte nur schauen, ob alles nett dekoriert ist! Ehrlich, ich war nicht dran. - Aber wenn du meinst...“ Mit gespielter Reue hielt er mir seine Pfoten für einen Klaps hin.

Hilda



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