Lebensfreuden

Da wächst doch was...

Montag 29 April 2019 - 16:50:27
da_w_chst_doch_was.jpg ...wir hatten vor einiger Zeit unsere getrockneten Paprikasamen in eine Schale eingepflanzt
und mein liebes Hausbärchen konnte es nicht erwarten, bis sich eine kleine Pflanze blicken ließe!


Es schien, als wollte er es unbedingt sein, der die erste Pflanze entdecken würde. Ich wunderte mich, warum ihm das so wichtig
war, ließ mich aber auf das Spielchen ein.

Jeden Morgen stand er vor mir auf um nachzusehen, und immer rief er: „Ich glaube, da ist eine, komm schnell und schau mal!“ Und es war mir fast schon unangenehm, immer „Nein, mein Lieber, das ist keine Paprikapflanze, das ist Unkraut.“ Die Enttäuschung war jedes Mal groß.
„Hab noch ein bisschen Geduld“, ermunterte ich ihn. „Du wirst ganz bestimmt der Erste von uns beiden sein, der eine entdecken wird. Glaub mir, die warten nur auf dich!“
Schon wurde mir wieder ein Lächeln geschenkt, wenn auch ein leicht misstrauisches.

An einem Morgen war ich vor meinem geliebten Hausbären auf und ging in die Küche, um Kaffee aufzubrühen. Beiläufig fiel mein Blick auf die Pflanzschale.
Oh weh, jetzt war es passiert: Einige Paprika-Pflänzchen hatten sich - noch mit der Hülle des Samens auf dem Kopf – aus der Erde gearbeitet.

Ich deckte den Tisch fürs gemeinsame Frühstück, während der Kaffee durchlief. Der frische Kaffeegeruch und der Duft der Aufbackbrötchen, die im Ofen Farbe gewannen,
verteilten sich im Haus und lockten auch den Bären herbei, der alsbald die Treppe zur Küche heruntergeschlürft kam. Sein Blick ging natürlich sofort zur Pflanzschale.
Er murmelte etwas vor sich hin wie: „Da wächst doch was... sind das jetzt...?“

„Ja“, rutschte es mir heraus. Er schien es nicht gehört zu haben. „Erster!“ rief er. „Komm gucken, mein Spatz, jetzt sind es aber wirklich Paprika-Pflänzchen,
die haben nämlich noch was von der Hülle an sich dran! Das musst du dir anschauen, es sind ganz viele da! - Jetzt komm doch mal her!“

Mein Bärchen strahlte so über das ganze Gesicht, dass mir mein „Ja“ von eben richtig leid tat. Glücklicherweise hatte er es nicht gehört.
So viel Leidenschaft für Paprika-Pflänzchen zu unterlaufen, das wäre wahrlich nicht sehr liebevoll gewesen, ich hätte riskiert, ihm den ganzen Frühling zu versauen,
nach dem er sich offensichtlich so sehr sehnte. Seine Freude erfüllte mein Herz, „Zweiter“ zu sein war wundervoll.
Ich schenkte ihm ein Lächeln und gab ihm einen Kuss: „Ja, mein Lieber, deine Geduld hat sich ausgezahlt, das sind kleine Paprika-Pflänzchen!
Und der tapfere Erstentdecker hat sich jetzt einen Kaffee und ein gutes Frühstück verdient“, bestätigte ich und wir stießen mit unseren Kaffeetassen an!


Hilda



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