n_rnberg.jpg (Vorbemerkung: Ich fürchte, den Sinn der nachfolgenden Erzählung kann man nur dann so richtig nachempfinden, wenn man, wie ich,
Weihnachtsmärkte über alles liebt und am liebsten einen nach dem anderen besuchen würde, so wie es hier mit Nürnberg passiert ist, )


„Vorsicht bei der Einfahrt“, ertönte es durch den Lautsprecher am Freiburger Bahnhof und in der Morgendämmerung konnte man in der Ferne den ICE erahnen. Ich wippte vor Kälte auf den Füßen und konnte mir ein „na endlich“ nicht verkneifen, als der Zug mit 20 Minuten Verspätung ankam. „Hier, mein Spätzchen, hier sind unsere Sitzplätze 91 und 93“, wies mein Hausbär mich ein.
Ganz Gentleman ließ er mich ans Fenster und wenige Minuten später setzte sich der Zug in Bewegung. Hurra Nürnberg, wir kommen! Die viereinhalb Stunden Fahrt vergingen fast wie im Fluge und der Nürnberger Bahnhof empfing uns mit einem riesigen geschmückten Weihnachtsbaum. Das Erste, was ich musste, war die Bahnhofstoilette aufsuchen, doch in Anbetracht der ziemlich langen Warteschlange würde es wohl ewig dauern.
„Du hättest ja auch im Zug gehen können“, nörgelte mein Hausbär ein bisschen rum. „Du weißt doch, dass ich die Toiletten im Zug nicht mag“, gab ich zurück. „Aber du hast recht, in der Stadt gibt es bestimmt auch noch Möglichkeiten“, fügte ich hinzu. So verließen wir den Bahnhof und gingen zum Hauptmarkt, wo sich der Weihnachtsmarkt befindet. Kleine Buden säumten den Weg dorthin. Es duftete nach gebrannten Mandeln, Glühwein und Nürnberger Bratwurst.
Ich entdeckte ein bekanntes Kaufhaus und hier zog es mich dann auch zu den Toiletten. Die dortige Schlange war dann doch beträchtlich kleiner und es ging recht zügig voran.

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Wieder auf der Straße, dauerte es nur einige Schritte und wir sahen einen riesigen Rauschgold-Engel, der über dem Eingang des Weihnachtsmarktes schwebte, und es sah aus, als würde er uns willkommen heißen!
Obwohl es inzwischen schon auf 13 Uhr zuging, hatten wir das Glück, dass der Markt noch nicht überlaufen und alles schön überschaubar war. So konnten wir gemütlich zwischen den Weihnachtsbuden langschlendern. Wir begegneten Kerzen, Holzspielzeug, Sternen, Bratwurst und Süßigkeiten, auch jenen kleinen Keramikhäuschen, die durch Teelichte erhellt wurden, Seifen und Baumschmuck. „Oh, schau mal“, stieß ich meinen Hausbären von der Seite an, „ist der nicht schön“, fragte ich ihn.
Ich hatte einen kleinen Tannenbaum aus Holz entdeckt, an dem kleine Glöckchen und Figürchen hingen, richtig schnuckelig.
„Wenn er dir gefällt, dann nimm ihn doch mit“, antwortete mein Bärchen. Im nächsten Moment war er verpackt in meinem Rucksack.
„Schau mal da drüben gibt es Nikolausmützen!“ Ich lächelte mein Bärchen an und ging gleich kompromisslos in die Richtung, wo sie hingen.
Ich nahm zwei und setzte eine dem Bären auf. „Bist du sicher, dass du das willst?“
„Ach bitte, guck mal, das sieht toll aus!“ Ich zog meine auch ganz schnell auf den Kopf.
„Na gut, wenn es dir so viel Freude macht, tragen wir eben jetzt auch noch Nikolausmützen.“ „Schön warm sind sie obendrein auch noch“, zwinkerte ich ihm zu.


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„Jetzt wäre etwas zu essen zur Abwechslung auch mal nicht schlecht“, bemerkte mein Bärchen und Richtung, wo es nach Bratwurst duftete. Es blieb natürlich im Laufe des Tages nicht bei einer Bratwurst. Wir verleibten wir uns noch eine Waffel mit Sahne und Kirschen, einen Apfel, der mit Schokolade überzogen war, und natürlich auch einen bis vielleicht zwei Glühweine ein.

„Behalten wir die Tassen als Andenken“, fragte ich, „oder geben wir sie wieder ab und bekommen unser Pfand dafür wieder?“
„Ich kenne dich doch, mein Spätzchen“, grinste der Hausbär, „wir nehmen sie natürlich als Erinnerung an einen lauffreudigen Weihnachtsmarkt-Besuch mit.“
„Dafür hast Du jetzt ein Küsschen verdient!“ Ich umarmte und küsste mein Bärchen innig.
Der Weihnachtsmarkt füllte sich gegen Abend hin, und wir spürten langsam unsere Füße und Beine. Ich schaute auf die Uhr und stellte fest, dass wir uns auch so allmählich wieder auf den Weg zum Bahnhof machen mussten, um rechtzeitig unseren Zug zurück nach Freiburg zu bekommen. „Aber nicht ohne noch einmal unsere Tassen mit Glühwein zu füllen“, bemerkte ich und fügte hinzu: „Das wärmt so schön die Hände.“ „Unter anderem“, brummte es zurück.

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So balancierten wir zunächst zwei volle Tassen Glühwein zurück in Richtung Bahnhof. Je näher wir kamen, desto leerer wurden sie glücklicherweise. Dort warteten wir dann mit den mittlerweile leeren und erkalteten Tassen auf unseren Zug, der auch dieses Mal mit Verspätung einfuhr.

Der ICE war recht leer, so saßen wir ganz allein an einem Vierer-Tisch. Wir verstauten unsere Tassen und kuschelten uns aneinander. Ich musste eingeschlafen sein, denn die erste Ansage, die ich vernahm, war, dass wir in wenigen Minuten Freiburg erreichen. Es war schon spät in der Nacht.
Zu Hause angekommen, nahmen wir uns in unsere müden Arme. Ich gab ihm ein Küsschen und flüsterte: „Dankeschön für diesen schönen Tag mit dir auf dem Christkindelmarkt in Nürnberg!“ Das Echo kam prompt: „Dankeschön für die so wundervoll warme Nikolausmütze, ich werde die heute Nacht mal aufbehalten.“ Mir fielen zwar fast die Augen zu, aber das musste ich dann doch noch loswerden: „Dass ich mal mit dem Nikolaus im Bett liegen würde ...“

Hilda



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